Teleblut
TeleBlut - Individualisierte Anämie- und Polyzythämie-Früherkennung
Verbundprojekt Autonomie im Alter - Modellregion Sachsen-Anhalt


Projektforschungsgruppe
Prof. Dr. med. Thomas Fischer
MUDr. Martin Mikuško
Dr. rer. medic. Michael Köhler
Natalie Wehde, Stephanie Frey
Dipl. Inf. Rainer Bartsch
Hintergrund und Fragestellung
- Die myeloproliferativen Erkrankungen und Anämien können erhebliche Auswirkungen auf den mentalen sowie somatischen Status haben.
- Trotz der erwähnten Relevanz gibt es, insbesondere bei Polycythaemia vera und essenzieller Thrombozytose, kaum Erkenntnisse zur Prävalenz dieser Krankheitszustände.
- Gleichzeitig bleibt die Anzahl der „gesunden“ Mutationsträger von JAK2-V617F, MPL, Calretikulin sowie die Folgen eines solchen Zustands unklar.
- Bislang fehlen bevölkerungsrepräsentative Erhebungen zur Frage, inwieweit die für Anämie und Depression „typischen“ somatischen Symptome die Diagnostik einer depressiven Symptomatik beeinflussen können.
Ziele
- Primärziel: epidemiologische Erforschung der Anämie und Polyzythämie-Prävalenzen in der Modellregion Sachsen-Anhalt.
- Sekundäre Zielstellungen:
- Erfassung der Prävalenz von krankheitsspezifischen Mutationen in den Genen JAK2-V617F, MPL, CALR und des Mangels an Vitamin B12, Folsäure und Eisen bei Einwohnern über 50 Jahre
- Bestimmung von Referenzdaten zur depressiven Symptomatik und gesundheitsbezogenen Lebensqualität
Methoden
- bevölkerungsrepräsentative Querschnittsdatenerhebung
- Geplante Fallzahl: 3058 Probanden (statistisch errechnet)
- kapillare und periphere Blutentnahmen mit Bestimmung von Blutbild, Vitamin B12, Folsäure, Eisen, Ferritin, CRP, Mutationsanalyse in den Genen JAK2-V617F, MPL und CALR
- Erhebung von anamnestischen und epidemiologischen Zieldaten mittels geprüfter Fragebögen
- valide Ermittlung der depressiven Symptomatik und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
Ergebnisse
Tab. 1. Übersicht der Probanden
Tab. 2. Übersicht der pathologischen Werten
Diskussion
Die präliminären Ergebnisse der bisher analysierten 313 Probanden erbrachten niedrigere Anämie Prävalenz im Vergleich zu Literaturquellen (Männer 12,8%, Frauen 5,9%; Literatur 40-50% 1,2,3,4). Die erfassten Anämien waren bei beiden Geschlechtern normozytär und als leicht (Median Männer 7,7 mmol/l, Median Frauen 7,05 mmol/l) einzustufen. Ein B12 Mangel, ein Folsäuremangel oder ein Eisenmangel ließen sich nicht feststellen. Ebenso lagen Ferritinspiegel und CRP im Normbereich. Die von uns ermittelten Abweichungen würden wir mittels Charakteristika unseres Probandenguts deuten. Die Literaturquellen untersuchten geriatrische Patienten, welche älter (ab 65. bzw. 70. Lebensjahr; Probanden in unserem Projekt ab 50. Lebensjahr) und wahrscheinlich kränker (stationäre Patienten) waren. Zudem ließ sich in bisherigen Analysen bei keinem/-er der untersuchten Probanden eine Polyglobulie oder Thrombozytose feststellen. Daher können wir vorerst schlussfolgern, dass die myeloproliferativen Erkrankungen eine, wie in der Literatur 5,6 angegebene, sehr niedrige Prävalenz haben werden.
Literatur:
- Gaskell H, Derry S, Andrew Moore R, McQuay HJ. Prevalence of anaemia in older persons: systematic review. BMC Geriatr. 2008; 14(8):1.
- Zilinski J, Zillmann R, Becker I, Benzing T, Schulz RJ, Röhrig G. Prevalence of anemia among elderly inpatients and its association with multidimensional loss of function. Ann Hematol. 2014;93(10): 1645–1654.
- Röhrig G, Klossok W, Becker I, Benzing T, Schulz RJ. Prevalence of anemia among elderly patients in an emergency room setting. Eur Geriatr Med. 2014;5(1):3–7.
- Romero-Ruperto S, Pérez-Bocanegra MC, Duran-Taberna M, Toscano-Rivera A, Barbé-Gil Ortega J, San José-Laporte A. Anemia in elderly patients admitted to an acute geriatric ward. Rev Esp Geriatr Gerontol. 2015;50(3):122–125
- Berglund S, Zettervall O. Incidence of polycythemia vera in a defined population. Eur J Haematol 1992;48:20–26.
- Xiaomei M, Gary V, Cartmel B, Wang Y, Selinger H.A., Prevalence of polycythemia vera and essential thrombocythemia, Am. J. Hematol., 83(5):359-62 · May 2008
Dieses Projekt ist eingebettet in den Forschungsverbund Autonomie im Alter und wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.



